Gesundes Leben und Wohlbefinden

NaDiA-Projekt: Digitale Medien und Alter

Die Digitalisierung ist einer der wichtigsten Treiber für Wandel und Innovation in unserer Gesellschaft. Einige Personengruppen bleiben jedoch aufgrund ihres Mangels an technischem Wissen, digitaler Kompetenz und Akzeptanz außen vor. In Deutschland gehört ein Großteil der älteren Erwachsenen zu diesen Gruppen, die den Mehrwert digitaler Medien in verschiedenen Lebensbereichen nicht nutzen. Als Technologieentwickelnde und Co-Design-Forschende möchten wir diese Situation ändern und einerseits im ständigen Dialog mit älteren Erwachsenen über ihre Technologiebedürfnisse stehen und andererseits Technologie entwickeln, die zu diesen Bedürfnissen passt.

Im Projekt NaDiA (Nachgefragt! Digital im Alter, aber wie? Im Projekt NaDiA (Nachgefragt! Digital im Alter, aber wie?) konzentrieren wir uns darauf, Fragen älterer Erwachsener rund um die Digitalisierung und digitale Medien anzuregen und einen Dialog zwischen Wissenschaftler*innen und Bürger*innen über diese Fragen zu starten. Um ein generationenübergreifendes Verständnis zu erreichen, bringen wir Studierende und junge Forschende mit älteren Erwachsenen zusammen, um gemeinsam Lösungen für die Probleme der geringen digitalen Kompetenz und Technologieakzeptanz älterer Erwachsener zu entwickeln.

Die Ziele des Projekts sind (1) die Forschung und Entwicklung digitaler Medien an unserer Fakultät (und allgemein) für die Bürger*innen sichtbarer und verständlicher zu machen, (2) die Menschen dazu zu bringen, digitale Medien zu erkunden und positive Erfahrungen zu machen, um die Schwelle zu ihrer Nutzung zu senken und gleichzeitig die digitale Kompetenz zu erhöhen, und (3) Ideen von Bürger:innen für zukünftige Forschung und Entwicklung in diesem Bereich zu sammeln.

Das Projekt ist eine Kooperation der Fachhochschule Düsseldorf und des Caritasverbandes Düsseldorf und Teil des Wissenschaftsjahres 2022 (www.wissenschaftsjahr.de/2022/), einer jährlichen Forschungsinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Zentrales Thema in diesem Jahr ist die Bürgerbeteiligung in der Wissenschaft und der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Gesellschaft.

Projektleitung: Alina Huldtgren, Holger Klapperich

Öffentliche Dialog-Reihe “Kaffee & Kuchen – Digital”

Das Projekt „Kaffee & Kuchen – Digital“ hat sich zum Ziel gesetzt, Seniorinnen in gemütlicher Runde mit Studierenden und Expertinnen über Technik und Digitalisierung sprechen zu lassen. Jede Veranstaltung hatte dabei einen eigenen Schwerpunkt, wie beispielsweise Smartphones im Alltag, Anglizismen und Fremdwörter, Kreativität mit Technik, Sicherheit im Internet und Technik für zuhause. Das Projekt verfolgte dabei mehrere Ziele. Zum einen sollten die Teilnehmenden sich langsam sicherer im Umgang mit Technik fühlen und zum anderen neues Wissen vermittelt bekommen. Zudem sollten Erkenntnisse gewonnen werden, wo Seniorinnen die größten Hürden bei der Digitalisierung sehen. Das Projekt wurde erfolgreich umgesetzt und trug dazu bei, das Verständnis für Technik und Digitalisierung bei Seniorinnen zu verbessern.


„Erfahrungen mit Technik schaffen“

Das Konzept „Erfahrungen mit Technik schaffen“ bietet älteren Menschen die Möglichkeit, unter Anleitung von Experten, neue Technologien auszuprobieren und ihre Ängste und Vorurteile abzubauen. Das Ziel ist es, positive Erfahrungen zu sammeln und den individuellen Horizont der Technologienutzung zu erweitern. Das Projekt spricht Technologie-interessierte ältere Menschen und andere Altersgruppen an und nutzt die Dialogreihe „Kaffee und Kuchen – Digital“, um diese zu erreichen. In der Nacht der Wissenschaft konnten Menschen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Bezügen zur Technologie angesprochen werden, um Themen zu diskutieren und VR-Anwendungen oder beispielsweise das Studierenden Projekt TAMI (von Bernhard Wohlmacher) auszuprobieren. Im Rahmen der 50-Jahr-Feier der HSD konnten Senior*innen eine Führung durch die Labore und Seminarräume erhalten, vor Ort Technologien ausprobieren und mit Expert*innen aus der Forschung ins Gespräch kommen.


Workshops mit älteren Bürger*innen

Das Forschungsprojekt „NaDiA“ befasst sich mit der Digitalisierung im Alter und zielt darauf ab, ältere Menschen für digitale Themen zu sensibilisieren, ihre Angst vor Digitalität zu nehmen und sie im Umgang mit digitalen Medien zu unterstützen und zu stärken. Dies konnte besonders in Workshops, die von den Seniorinnen aktiv mitgestaltet werden können, umgesetzt werden. So wurden verschiedene Themenfelder erarbeitet, die Senior*inne auch in ihrem täglichen Alltag betreffen. Diese wurden auf einem „Miro-Board“ (eine Plattform, auf der man im Internet Poster mithilfe von Klebezetteln erstellen kann) zunächst digitalisiert und im Anschluss kategorisiert. Auf dem Digitaltag’22 wurde das Konzept der „Video-Box“ (siehe weiter unten) getestet, bei dem Mitarbeiter*innen des Projekts und interessierte Senior*innen gemeinsam über das Thema „Digital im Alter – aber wie?“ diskutierten. In einem weiteren Workshop lud das Projekt Senior*innen an die Hochschule ein, um über verschiedene Sichtweisen und Perspektiven anhand der Entwicklung von digitaler Technologie zu sprechen. Das Ziel des Workshops war es es, die Lebensqualität älterer Menschen durch die Nutzung digitaler Technologien zu verbessern und gleichzeitig das Bewusstsein für die Risiken der Digitalisierung zu schärfen.


Die Videobox

Die Video-Box ist ein Beteiligungsformat, das einen intergenerationellen Dialog zwischen Jung und Alt bezüglich der Digitalität und Fragen zur eigenen digitalen Zukunft ermöglicht. Das Projekt möchte auf humorvolle Weise Vorurteile und Hürden zum Thema Digitalität im Alter abbauen. Dabei geht es weniger um wissenschaftliche Fragestellungen oder richtige Antworten, sondern um Kreativität und Vorstellungsvermögen. Das Motto lautet: „Es gibt keine blöden Fragen und keine blöden Antworten“. Die Video-Box wurde auf Sommerfesten der Zentren Plus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und konnte auch auf der Nacht der Wissenschaften 2022 interaktiv genutzt werden. Die Zielgruppe sollte möglichst divers sein, weshalb 30 unterschiedliche Personen jeden Alters teilgenommen haben. Das Beteiligungsformat möchte zunächst über Denkanstöße (engl. „tickets to talk“) zum Dialog und Nachdenken anregen, um dann individuelle Fragen zu stellen, oder andere fragen zu beantworten. Dabei soll das Interesse und die Neugierde geweckt werden, um in den Ideensammlungsprozess überzugehen. Auf bunten Karten sind bereits gesammelte Themengebiete aufgeschrieben worden, um neue Themenfelder der Digitalität zu erschließen und die Besucher zum Reflektieren anzuregen. Nachdem die Besucher informiert sind, geht es darum, sich bereits gestellte Fragen zu erschließen und eine eigene Antwort darauf zu geben oder eine neue Frage zu stellen. Im letzten Schritt werden die Fragen und Antworten direkt in die Kamera gestellt und aufgezeichnet. Alle gesammelten Video-Schnipsel werden passend zueinander zusammengeschnitten und auf der nächsten Veranstaltung vorgestellt. Das Ergebnis ist eine Fülle an Fragen und passenden Antworten, die beim Ansehen und Zuschauen verblüffen, zum Nachdenken anregen und in jedem Fall Spaß machen.


Das Technik-Wörterbuch

Anglizismen und englische Abkürzungen stellen eine Hürde besonders für Menschen mit wenig Erfahrung im Bereich Digitalität und Technologie dar. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurde ein Technik-Wörterbuch entwickelt, das in drei Abschnitte unterteilt ist: allgemeine Begriffe, Abkürzungen und Zeichensprache/Symbole. Die Erklärungen sind einfach und verständlich gehalten, die Aussprache wird ebenfalls erläutert. Das Wörterbuch ist als analoges Medium konzipiert, um auch Menschen ohne Erfahrung in der Digitalisierung zu erreichen. In Zukunft sollte das Wörterbuch weiter evaluiert werden, um sicherzustellen, dass alle Beschreibungen verständlich sind und ergänzt werden müssen.


Co-Kreative Semester- und Abschlussprojekte

Im Rahmen des Projekts NaDiA fanden vier Semesterprojekte und mehrere Abschlussarbeiten statt, um den Austausch zwischen jungen Studierenden und Seniorinnen sowie zwischen Wissenschaft und Bürgerschaft zu fördern. Im Sommersemester wurde im Rahmen des Kurses „Transforming Digitality (M.Sc.)“ unter Beteiligung von zwei Seniorinnen an verschiedenen Konzepten gearbeitet, um die Digitalkompetenz zu steigern. Im Wintersemester wurden zwei Projekte aktiv umgesetzt.

Das erste Projekt „Früher.Heute.InZukunft“ wurde interdisziplinär von Studierenden des FB Medien und des FB Sozial- und Kulturwissenschaften durchgeführt. Zehn Seniorinnen aus Düsseldorf nahmen an dem Projekt teil. Die Studierenden nutzten die „Cultural-Probes“-Methode, um die Lebenswelt der Seniorinnen abzubilden und daraus Videokonzepte zu entwickeln. Die entstandenen kurzen Filme beschäftigen sich mit verschiedenen Themen, die den Perspektivwechsel zwischen Alt und Jung thematisieren. Die Filme wurden in einem Zentrum Plus vorgeführt und sollen zum Dialog über partizipative Forschung bezogen auf Alter und Digitalität anregen.

Das zweite Projekt „Spiel des digitalen Lebens“ wurde co-kreativ mit Bachelor- und Masterstudierenden des FB Medien sowie zwei Seniorinnen durchgeführt. Ziel des Projekts war es, die Digitalkompetenz der Seniorinnen zu steigern und den Austausch unter ihnen zu fördern. Dazu wurde ein hybrides Spiel entwickelt, das auf spielerische Weise verschiedene Aspekte der Digitalkompetenz testet und erweitert.


Abschließende Dialog-Veranstaltung

In der abschließenden Dialogveranstaltung des einjährigen Forschungsprojekts „NaDiA“ konnte die Öffentlichkeit zusammen mit Stakeholdern aus der Forschung, sozialen Akteuren und der aktiven Altenarbeit in den Dialog treten. Zu beginn fand eine Podiumsdiskussion mit Prof. Claudia Müller, Prof. Cordula Endter, Prof. Hans-Werner Wahl, Dagmar Hirche und Corinna Ruppel statt und beleuchtete Hürden zur Digitalität im Alter und diskutierte mögliche Lösungen. Das anwesende Publikumg konnte sich zu jeder Zeit zu Wort melden und diskutierte angeregt mit. Im Anschluss konnte eine Ausstellung der Teilprojekte, welche im Laufe des Jahres in Kooperation mit Senior*innen entstanden sind, als Dialog-Anstoß genutzt werden, um sich über Inhalte bezüglich Digitalität im Alter auszutauschen. Häppchen und Getränke rundeten die Veranstaltung ab. Insgesamt war die Veranstaltung ein voller Erfolg und hat gezeigt, dass es trotz der Herausforderungen im Alter viele Chancen und Möglichkeiten gibt, digital aktiv zu bleiben.