Forschungsansatz

Digitale Technologien bieten ein großes Potenzial für Anwendungen im Gesundheitswesen. Das Gesundheitswesen ist jedoch ein komplexes System, an dem viele Interessengruppen mit unterschiedlichen Hintergründen beteiligt sind. Daher glauben wir, dass digitale Gesundheitsanwendungen nur dann erfolgreich entwickelt und eingesetzt werden können, wenn wir die Bedürfnisse und Werte dieser Interessengruppen frühzeitig und während des gesamten Designprozesses berücksichtigen. Co-Creation bietet dafür einen Rahmen. Wir haben Erfahrung in der Durchführung von Nutzerstudien (von Umfragen, Interviews, Fokusgruppen bis hin zu kulturellen Erhebungen, Erfahrungsberichten oder Tagebüchern), beziehen Interessengruppen in die kreative Phase der Anwendungsentwicklung durch Co-Design-Workshops ein, erstellen Prototypen (von Websites, Apps bis hin zu interaktiven Objekten) und schließlich evaluieren wir die Anwendungen (im Labor oder im Feld).

Über die Anwendung bestehender Methoden hinaus arbeiten wir daran, die verbleibenden methodologischen Herausforderungen im Bereich der Co-Creation anzugehen. Die zentralen Forschungsfragen drehen sich um die Beteiligung gefährdeter Bevölkerungsgruppen (z. B. Menschen mit Demenz, Kinder, Patient:innen), die Kontextualisierung des partizipativen Designs und die Schaffung nachhaltiger Co-Creation-Umgebungen, die über die Beteiligung an einzelnen Projekten hinausgehen.

Im Bereich des umgebungsunterstützten Wohnens wurde viel geforscht, um ältere Menschen dabei zu unterstützen, so lange und unabhängig wie möglich zu Hause zu leben. Solche Technologien sind zwar oft funktional und können lebensrettend sein, aber wir sehen in diesem Bereich auch einen Technologiedruck und eine Stigmatisierung älterer Menschen. Darüber hinaus gibt es ein großes ungenutztes Potenzial in der professionellen Pflege älterer Bürger:innen. Wir konzentrieren unsere Forschung insbesondere auf die psychosozialen Aspekte der Pflege in der professionellen und der informellen Pflege. Wie können sich isolierte Bürger:innen mit anderen verbunden fühlen? Wie können Technologien die Kommunikation von Menschen mit Demenz fördern? Wie können Angehörige ihre älteren Verwandten aus der Ferne mit Hilfe unaufdringlicher Technologien betreuen?

Angesichts des schnelllebigen Lebensstils und meist sitzenden Tätigkeiten, sind viele Menschen  anfällig für gesundheitliche Probleme, z. B. Rückenprobleme, stressbedingte Krankheiten und chronische Erkrankungen. Um diesen negativen Folgen vorzubeugen oder sie abzumildern, konzentrieren wir uns auf die Entwicklung interaktiver Anwendungen, die uns helfen können, einen gesunden Lebensstil zu führen und Stress abzubauen. In diesem Bereich halten wir es für wichtig, Technologien so zu gestalten, dass sie ansprechend sind und auf positiver Psychologie beruhen, anstatt zu überreden oder zu bevormunden.

Therapie ist ein weites Feld, das von kognitiven Übungen (z. B. für Menschen mit neurologischen Störungen) über psychosoziale Therapien (z. B. Reminiszenztherapie für Menschen mit Demenz) bis hin zu physikalischen Therapien (Physio, Ergotherapie usw.) oder Kombinationen davon reicht. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie nur dann wirksam sind, wenn die Menschen sich an sie halten. Oft müssen die Betroffenen zu Hause selbst üben. Die Motivation über längere Zeiträume ist ein Schlüsselfaktor. Deshalb halten wir es für wichtig, Technologien einerseits unterhaltsam zu gestalten, andererseits aber auch so, dass sie sich nahtlos in die tägliche Praxis der Menschen einfügen.

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